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Mit dem Camper über die Berge der Westschweiz

, 4. Mar 2020, Lesezeit: 12 Min.
Lesezeit: 12 Min.
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Hallo zusammen, wir sind Nora und Pascal, Travel und Lifestyle Fotografen und bilden gemeinsam das Kollektiv Picpackers. Nach unserer einjährigen Weltreise im vergangenen Jahr erkunden wir jetzt vor allem die Schweiz und ihre Umgebung.

In diesem Blog Post erzählen wir euch alles von unserer einwöchigen Camper Reise über verschiedene Schweizer Pässe bis nach Chamonix. Unser Weg führte uns vorbei an wunderschönen Berglandschaften, idyllischen Campingplätzen, kristallklaren Bergseen und eindrücklichen Gletschern.

Hier könnt ihr mehr über uns und unsere Reisen erfahren.

Planung

Bereits letztes Jahr wollten wir nach Chamonix fahren, um zum Lac de Chésery zu wandern. Das Wetter spielte damals leider nicht mit und so fiel uns die Entscheidung für die diesjährige Reisedestination umso leichter. Aufgrund unseres Studiums und der Teilzeitarbeit reisen wir eher auf der Low-Budget-Seite.

Wir haben uns auf MyCamper nach einem passenden Camper umgesehen und sind mit dem VW T4 namens „Nora“ (das muss ein Zeichen gewesen sein) fündig geworden. Danach mussten wir nur noch unsere Sachen packen und los ging’s.

Was die genaue Route betrifft, planen wir bei Roadtrips nie gross im Voraus. Wir lassen uns das Meiste offen und finden mit Apps wie zum Beispiel „iOverlander“ auch kurzfristig den passenden Campingplatz. Dabei versuchen wir so oft wie möglich gratis Campsites zu finden und gehen dann alle paar Tage zum Duschen und Abwaschen auf einen bezahlten Campingplatz.

Das Abenteuer kann beginnen

Die Camper Übergabe gestaltete sich sehr einfach und schnell. Darko (der Vermieter von Nora) gab uns sogar noch einige Tipps für Chamonix mit auf den Weg (inklusive Frankreich Karte).

Aufgeregt fuhren wir von Winterthur in Richtung Westschweiz. In der Nähe von Bern füllten wir noch unsere Kühlbox mit Vorräten und weiter ging’s. Nach gut 3 Stunden gute Laune Musik und den ersten paar hundert Kilometern, suchten wir nach einem geeigneten Schlafplatz. Die App kündigte uns einen gratis Campingplatz am Greyerzersee an.

Familienfreundlich, mit Plumpsklo und Grillstellen direkt am See, geben wir dem Preis-Leistungs-Verhältnis des Platzes 5 Sterne. ☺

Zum Abendessen gab es Spaghetti an einer Champignon-Tomatensauce und ein paar Runden Yatzee zum Dessert. Danach legten wir uns früh schlafen, da wir am nächsten Tag bereits auf eine Wanderung wollten.

Lac de Chésery

Am nächsten Morgen fuhren wir nach Chamonix. Den ersten Pass, welcher das Wallis und Chamonix verbindet (Col de la Forclaz) meisterte unser Camper mit Bravour. Schon bald sahen wir das fantastische Mont Blanc Massiv direkt vor uns. Wir wollten unbedingt zum Lac de Chésery und dort übernachten. Die Wanderung zum Lac de Chésery und zum Lac Blanc ist die bekannteste in diesem Gebiet. In den beiden Seen spiegelt sich an windstillen Tagen die gesamte Bergkette. Wir erreichten das Dorf l’Argentière und erfuhren erst da, dass der Hauptwanderweg zu den Seen im Moment aufgrund des Umbaus der Seilbahn geschlossen ist. Die neue Gondel wird voraussichtlich an Weihnachten 2019 wieder in Betrieb genommen. Die Station la Flégère ist normalerweise der Ausgangspunkt für die Wanderung zu den Seen. Zudem wurden verschiedene Wanderwege zu den Seen zum Erhalt der Flora und Fauna vorübergehend geschlossen. Da zu diesem Zeitpunkt das Tourismusbüro Mittagspause hatte, konnten wir nicht fragen ob Campen am See überhaupt erlaubt ist. Daher nahmen wir die Ausrüstung einfach mal mit.

Durch die gegebenen Umstände blieben uns zwei alternative Routen, welche beide ungefähr 3 Stunden dauern und einiges anstrengender sein würden. Beide Wege gehen steil bergauf und sind fast gleich lang. Wir entschieden uns für die Wanderung, welche sich vom Parkplatz Trés le Champs 8 km lang den Berg hoch schlängelt. Wir starteten und im Zickzack ging es steil über eine Bergflanke nach oben. Danach flachte der Weg ein bisschen aus und zog sich mit angenehmer Steigung bis zum Lac de Chésery hoch.

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Nach gut dreieinhalb Stunden inklusive Verschnaufpausen erreichten wir den See. Überglücklich nach der anstrengenden Wanderung suchten wir nach einem geeigneten Ort zum Zelten. Nebst uns campierten rund 15 andere Leute beim See. Daher nehmen wir jetzt mal an, dass das Zelten erlaubt ist. Wem das zu kalt oder zu unbequem ist, der kann frühzeitig einen Platz in der SAC Hütte beim Lac Blanc reservieren. Diese ist oberhalb des Lac de Chésery zu finden.

Wir fanden den perfekten Platz mit Aussicht auf die gesamte Bergfront des Mont Blanc Massivs. Es hatte sogar eine improvisierte Sitzbank und einen Windschutzwall aus Steinen. Wir bauten unser Zelt auf und hofften auf einen schönen Sonnenuntergang. Leider verschlechterte sich die Sicht zunehmend im Verlaufe des Abends. Wir assen unser Abendessen im Zelt und spielten einige Kartenspiele.

Plötzlich hörten wir Tiergeräusche. Wir guckten raus und da standen zwei Steinböcke mit ihren zwei Kleinen. Gerade etwa fünf Meter neben unserem Zelt mussten sie besonders leckere Grasbüschel gefunden haben. Das war sicherlich ein grosses Highlight dieser Wanderung. Zeitgleich blieben leider immer mehr Wolken an den Berggipfeln hängen und so beschlossen wir etwas früher ins Bett zu gehen, um für den Sonnenaufgang früh auf den Beinen zu sein.

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Früh aufstehen lohnt sich

Wie so oft lohnte es sich früh aufzustehen. So auch in unserem Fall, Pascal öffnete das Zelt und konnte seinen Augen nicht trauen. Keine einzige Wolke war am Himmel zu sehen. Wir assen unser Frühstück und liefen zum See, um einige Bilder mit unserer Kamera zu knipsen. Der See war spiegelglatt und das ganze Mont Blanc Massiv spiegelte sich wunderschön darin. Als wäre das noch nicht genug, fingen einige Berge an rot zu leuchten.

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Diesen Morgen werden wir sicherlich noch lange in Erinnerung behalten. Nach diesem Spektakel liefen wir den kurzen Weg zum Lac Blanc hoch, waren jedoch froh beim Lac de Chéserys übernachtet zu haben. Es war sicherlich weniger steinig und obendrein einfach schöner bei unserem Zeltplatz. Kurz darauf bauten wir unser Zelt ab, packten alles in die Rucksäcke und machten uns auf den Rückweg. Wir kamen an einem Pfeiler vorbei auf dem Col de Monets stand. Er zeigte in die Richtung, aus der wir am Vortag gekommen waren. Das hiess, wir konnten unmöglich bei Trés le Champs gestartet sein. Jetzt wussten wir auch, wieso wir eine halbe Stunde länger gebraucht hatten als geplant. Es war der 1 km längere Weg gewesen, den wir genommen haben. Zu diesem Zeitpunkt spielte dies auch keine grosse Rolle mehr. Schlussendlich kamen wir überglücklich zurück zu unserem Van und freuten uns auf das gemütliche Bett.

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Tipp: 

Jene die, die Bergseen von Chamonix «fast» alleine geniessen wollen, sollten früh aufstehen. Auf unserem Rückweg begegneten wir schon am frühen Morgen sehr vielen Wanderern. Wie bereits erwähnt gibt es zwei Optionen: einmal der Startpunkt Col de Monets und zum anderen Trés le Champs. Für Familien und nicht ganz Schwindelfreie empfehlen wir die Variante (Col de Monets). Diese Wanderung ist länger, geht jedoch weniger steil nach oben als die andere. Beim Trés le Champs kommt man zudem an zwei Klettersteigen vorbei die passiert werden müssen.

TCS Camping Sion

Wir fuhren zum nächstgelegenen Supermarché, um unsere Vorräte aufzustocken und besuchten das Zentrum von Chamonix. Es erinnerte uns stark an ähnlich grosse touristische Bergdörfer in der Schweiz wie zum Beispiel Zermatt. Alte schöne Häuser, viele „Outdoorläden“, Restaurants und natürlich viele Touristen. Wir erkundigten uns über eine Wanderung in der Nähe vom Mer de Glace, dem längsten Gletscher von Frankreich. Leider sah die Wettervorhersage für die nächsten Tage nicht allzu gut aus und so entschieden wir uns zurück in die Schweiz zu fahren. Unser nächstes Ziel ein Campingplatz mit Dusche. Beim TCS Camping Sion wurden wir fündig. Wir genossen die zwei Tage auf dem Campingplatz sehr. Alles war äusserst gepflegt und es wurde täglich geputzt. Am hinteren Ende des Campingplatzes hatte es einen Badesee, ein Volleyballfeld, einen Fussballplatz, sowie einige Pingpong Tische. Wenn wir etwas Negatives erzählen müssten, wären es die Schiessübungen des Militärs in der Nähe des Campingplatzes.

Grimselpass

Am nächsten Tag fuhren wir weiter in Richtung Grimselpass. Wieder meisterte der T4 die kurvige Strasse ohne Probleme. 2.5 Stunden später kamen wir beim Parkplatz des Hospizes Grimselpass an. Spontan entschieden wir uns für einen Abstecher zum Oberaarsee. Die Privatstrasse nach Oberaar ist nur wechselseitig befahrbar. Die Abfahrtszeiten findet ihr unten im Bild.

Nach 30 Minuten Wartezeit konnten wir endlich losfahren. Die Aussicht war grandios und der Weg schlängelte sich nach hinten bis man die beiden Gletscher Ober- und Unteraar sehen konnte. Wir waren auf der Suche nach einem schönen Platz, um ein paar Fotos vom Camper zu machen. Wir fanden einen geeigneten Ort unweit des Triebtenseewli. Der Blick auf den Unteraargletscher, sowie auf das Lauteraar- und Schreckhorn ist beeindruckend.

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Kurz bevor die Sonne unterging erreichten wir unser Schlafplatz neben dem Oberaarsee. Ein wunderschöner Ort, um zu übernachten. Es hatte zwar einige andere Camper neben uns, jedoch waren die meisten schon zu Bett gegangen. Daher sassen wir alleine im Kerzenschein draussen, assen unsere Tacos und genossen die Aussicht auf den Gletscher.

Good to know: 

Auf dem Parkplatz befinden sich Toiletten mit fliessend Wasser. Achtung kein Trinkwasser. Für das Übernachten zahlt man keine zusätzliche Gebühr.

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Sustenpass und Umgebung

Am nächsten Morgen wurden wir vom Regen geweckt, welcher aufs Autodach hämmerte. Ein regnerischer Tag stand uns bevor. Wir assen unser Müesli und machten uns auf den Weg zur Handeckfallbrücke. Diese befindet sich unweit der Passhöhe. Wir wollten gerade losfahren, da fiel uns die Einbahnstrasse wieder ein und natürlich mussten wir 45 Minuten warten. Wir entschieden uns in der Wartezeit im Gasthaus Oberaar einen Kaffee und eine warme Schoggi zu trinken.

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Die Bedienung war sehr nett und so verflog die Zeit wie im Fluge. Wir stiegen ins Auto und fuhren zum nächsten Stopp. Der Parkplatz nahe der Hängebrücke ist neben einem Schweinestall und riecht auch dementsprechend streng. Wir machten uns daher schnell auf zur Hängebrücke. Vom Parkplatz her erreicht man die Brücke über einen gut ausgebauten Weg in etwa fünf Minuten. Wenn man die Brücke überquert gelangt man zur Talstation der Gelmerbahn. Dies ist die steilste Standseilbahn von Europa mit einer maximalen Steigung von 106 %.

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Nachdem wir die Brücke erreichten fing es sehr stark an zu regnen und so fuhren wir schnell weiter zum Sustenpass. Das Wetter erlaubte uns keine weiteren Wanderungen und so verbrachten wir einen gemütlichen Nachmittag im Van. Gegen Abend zog ein weiteres grosses Gewitter von Bern her in unsere Richtung. Wir lenkten uns mit leckerem Essen ab. Als das Gewitter seinen Höhepunkt erreichte war es genau über uns und es blitzte und donnerte ununterbrochen. Wieder einmal zeigte uns die Natur, wie klein und machtlos wir im Vergleich zu ihr doch sind.

Der letzte Tag

Wir wachten auf, als die ersten Sonnenstrahlen in den Camper schienen. Es war ein wunderschöner Morgen und es war als hätte das Gewitter vom Vorabend nie existiert. Wir frühstückten und machten uns auf den Weg zum Steinsee und die dahinter liegenden Gletscher. Die private Strasse dorthin ist ebenfalls kostenpflichtig und kostet fünf Franken pro Tag. Es gibt verschiedene Parkplätze und bei allen gingen wir ein bisschen auf Erkundungstour. Die Umgebung ist traumhaft und lädt auch zu längeren eher schwierigeren Wanderungen ein. Leider hatten wir nicht mehr genügend Zeit für längere Touren. Wir werden den Sustenpass bestimmt wieder besuchen. Der Pass mit seinen Viadukten und kleinen Tunnels ist einer unserer Favoriten in der gesamten Schweiz. Der klare Höhepunkt ist sicherlich der Steinsee mit den Gletschern.

Wir wollten früh zurück, um rechtzeitig zur Camper-Rückgabe in Winterthur zu sein. Jedoch machte das Schicksal einen Strich durch unsere Rechnung. Als wir kurz vor der Passhöhe waren, überholte uns ein Polizeiauto mit Blaulicht und wir wurden kurz darauf von drei Militärleuten angehalten. Sie sagten uns, der Pass wäre sicherlich für rund 6-7 Stunden gesperrt. Daher mussten wir leider umkehren. Auf dem Weg nach unten kamen uns mehrere Einsatzfahrzeuge der Rettungsdienste entgegen. Ebenfalls flogen zwei Rega Helikopter über unsere Köpfe hinweg. Im Nachhinein lasen wir in der Zeitung, dass sich kurz vor uns ein tödlicher Autounfall ereignete, unweit unseres gestrigen Campingplatzes.

 


Adieu Nora

Ein bisschen bedrückt fuhren wir zurück nach Hause, putzten den gesamten Camper und fuhren danach in Richtung Winterthur. Wir verabschiedeten uns schweren Herzens von Nora. Genau wie bei der Übergabe verlief die Rückgabe sehr schnell und ohne Probleme. Wir nahmen unsere sieben Sachen und fuhren mit dem Zug zurück nach Zürich.

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Rückblickend war es eine unglaubliche Woche mit unzähligen Abenteuern, welche wir sicherlich nicht so schnell vergessen werden. In vielen anderen Ländern der Welt waren wir mit Campern unterwegs und können stolz sagen, dass die Schweiz ohne weiteres als Campingdestination mithalten kann. Ab und zu machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Jedoch lieben wir genau dieses Ungewisse und spontane am Vanleben. Alles in allem also eine super Sache, welche wir jedem weiterempfehlen können, um die Schweiz in all ihren verschiedenen Facetten kennenzulernen.

Wir hoffen wir konnten euch einige Inspirationen für eure eigene Camper Reise mit auf den Weg geben. Bei Fragen könnt ihr uns jederzeit gerne kontaktieren. Wir danken MyCamper für die tolle Zusammenarbeit und natürlich Darko für den tollen Van!