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Leben und Arbeiten im Campingbus

, 23. Sep 2019, Lesezeit: 9 Min.
Lesezeit: 9 Min.
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Ride2explore erzählen vom Vanlife in Europa und Zentralasien

Hinter dem Namen Ride2xplore stecken zwei Persönlichkeiten: Dylan Wickrama und Martina Zürcher. Ein ungleiches Paar mit ein und derselben Leidenschaft – nämlich on the Road zu sein. Dylan ist in Sri Lanka geboren und seit seiner Kindheit gleicht sein Leben einer einzigen grossen Reise. Er hat in England studiert und fand von dort aus den Weg in die Schweiz. Nachdem er sich eine Existenz als Automechaniker aufgebaut hat, packte ihn die Abenteuerlust. Mit seinem Motorrad Bruce ist er vier Jahre lang um die Welt gefahren. Um über das Meer zu gelangen, hat Dylan ein Floss gebaut und ist mit “Bruce” im Gepäck über den Pazifik gesegelt. Martina ist Reisejournalistin. Sie studierte Journalismus und Kommunikationswissenschaften in der Schweiz und in Indien, wo sich die Wege des Paares das erste Mal kreuzten. Sie leitet das Kinderhilfswerk Bayasgalant in der Mongolei und ist gerade daran ihr zweites Buch zu schreiben. Die Weltenbummler leben in ihrem Van, den sie nicht nur zum rollenden Zuhause, sondern auch zum mobilen Office machen. In den letzten Monaten war ihr Bus abwechselnd Tonstudio, Schreibstube, Filmset oder Redaktionsbüro. Im Interview erzählen die beiden wie viel sie unterwegs verdienen, wie sich ihr Arbeitsalltag gestaltet und in welche Orte sie sich auf den ersten Blick verliebt haben.

Wer seid ihr und wann wart ihr das erste Mal Campen?

Martina: Ich bin Martina Zürcher und bin in der Schweiz aufgewachsen. Das erste Mal gecampt habe ich als kleines Kind mit meinen Eltern. Wir gingen immer gemeinsam in den Campingurlaub. Seit April 2016 lebe ich mit Dylan in einem Bus.
Dylan: Ich bin Dylan Wickrama und ich bin in Sri Lanka geboren und aufgewachsen. Das erste Mal gecampt habe ich mit 14 Jahren in Sri Lanka. Dort ist es Tradition, dass man eine Pilgerreise macht. In Sri Lanka war Camping damals nicht bekannt. Es gab auch kein Equipment wie Zelte. Wir haben einfach eine Ortschaft besucht und dann im Freien geschlafen. Am Tag badeten wir im See oder in einem Fluss. Das war meine erste Erfahrung, welche ich mit Camping gemacht habe.

In was für einem Van lebt ihr?

Dylan: Wir leben in einem VW T5, Jahrgang 2013. Er hat mittlerweile 360`000 km auf dem Buckel und ist mit einem 4×4-Antrieb ausgestattet. Unser Bulli hat uns schon bis in die Mongolei gebracht. Dies auch über brutale Strassen und Offroad-Wege. Wir waren selbst erstaunt, wie weit man mit dem Van kommen kann.

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Was hat euch dazu motiviert im Camper zu leben?

Martina: Wir haben uns 2015 als Buchautoren und Vortragsreferenten selbstständig gemacht und waren dadurch berufsbedingt sehr viel unterwegs. Dabei haben wir gemerkt, dass wir monatlich die Wohnungsmiete bezahlen, obwohl wir sehr selten zu Hause sind. Wir haben auf einmal angefangen von “Tiny Houses” zu träumen. Daraufhin ist Dylan aufgefallen, dass wir mit unserem Bulli bereits ein “Tiny House” besitzen. Noch am selben Abend haben wir unsere Wohnungskündigung geschrieben. Wir sind extrem happy mit diesem Entscheid.

“Wir sind Zuhause, egal wo wir sind.”

Ihr lebt nicht nur im Camper, sondern arbeitet auch von unterwegs. Welche Jobs übt ihr aus?

Martina: Wir sind in erster Linie Buchautoren und Vortragsreferent und neu auch Filmemacher. Dylan hat gerade seinen ersten Dokfilm unter dem Namen “Am Ende der Strasse” fertig gedreht. Den Trailer zum Film findest du hier. Der Film in voller Länge wird erstmals am 17. Oktober 2019 im Kino Rex in Biel gezeigt. Zum Ticket-Vorverkauf gelangst du hier. Wir sind zudem Journalisten und Fotografen. Wir schreiben für ein Schweizer Reisemagazin. Da machen wir momentan gerade eine längere Reportage über den Berner Jura. Da ist es super praktisch, dass man einfach mit dem Bus vor Ort sein kann. Im Winter organisieren wir jährlich eine Motorradreise in Dylans Heimat Sri Lanka.

Wie kommt ihr unterwegs an Aufträge?

Martina: Am Anfang war es sicher so, dass wir uns um Aufträge bemühen mussten. Jetzt, nachdem wir das vier Jahre lang machen, hat es sich gedreht. Wir konnten uns seither einen Namen erarbeiten und es kommen viele Interessierte aktiv auf uns zu, was mega toll ist! Zudem schreibe ich noch eine Kolumne in der regionalen Zeitung und für das Reisemagazin, bei dem ich vorher als Redakteurin gearbeitet habe. Das sind dann Connections, die man sich über die Zeit erarbeitet hat.

Wie viele Stunden am Tag arbeitet ihr von eurem mobilen Office aus?

Dylan: Ich würde sagen wir arbeiten viel mehr als es die Leute es den Eindruck haben. In den letzten zwölf Monaten haben wir etwa 200 Prozent gearbeitet. Wir arbeiteten an vielen Projekten gleichzeitig wie etwa unserem ersten Dokfilm, dem neuen Buch und diversen Vorträgen. Dafür war das Jahr zuvor, als wir bis in die Mongolei fuhren, etwas lockerer. So balanciert es sich jeweils aus.

Wie viel verdient ihr?

Martina: Das ist absolut unterschiedlich. Wenn wir uns auf Projekte konzentrieren und keine Vorträge halten, generiert sich unser Einkommen von den gekauften Bücher. Dann ist es einfach extrem hilfreich im Van zu leben, weil man keine monatliche Miete bezahlen muss. Es gibt uns eine finanzielle Freiheit unsere Traumjobs auszuüben, die wir sonst nicht hätten.

Welche Voraussetzungen muss ein Job erfüllen, damit man ihn von unterwegs ausüben kann?

Martina: Wenn du vor hast in einem Bus zu leben und von dort aus zu arbeiten, musst du sicher einen Beruf haben, bei dem du am Computer arbeiten kannst. Es gibt immer mehr flexible Arbeitsweisen mit Homeoffice und so weiter. Auch durch die Digitalisierung haben immer mehr Leute haben einen Job, bei dem sie nicht jeden Tag physisch anwesend sein müssen. Wichtig ist dabei, dass du dich fragst, was DU kannst und etwas tust, wo dein Herz dabei ist, dann kommt es gut.

Wie hoch sind die Lebensunterhaltskosten im Van?

Martina: Wir können es dir nicht in Zahlen sagen, weil wir wirklich ohne Budget leben. Aber was sicher ist, wir bezahlen die Autoversicherung, die Krankenkasse, die Auslandsreiseversicherung, AHV und Steuern. Wir sind nämlich noch in der Schweiz angemeldet. Wir haben mega Glück, dass Dylan früher Automechaniker war und eigentlich praktisch alles am Bus selber reparieren kann. Da haben wir sicher weniger Ausgaben als andere Reisende. Weitere Kosten sind der Preis für Diesel und das Essen. Das sind alle regelmässigen Budgetposten, die wir haben und die, je nachdem wie du leben willst, sehr unterschiedlich ausfallen können.

“Es gibt uns eine finanzielle Freiheit, die wir sonst nicht hätten.”

Welches Land würdet ihr jedem Camper weiterempfehlen und wieso?

Martina: Wir campen meistens wild. Dafür ist sicher Skandinavien super easy, weil du überall frei campen darfst. Zudem gibt es sehr viel Natur und wenige Menschen, was sehr schön ist.

Dylan: In den Ländern Zentralasiens gibt es noch mehr unberührte Natur. Dort musst du niemanden fragen, ob du campen darfst. Da kannst du tagelang in der Natur sein, ohne je einem Menschen zu begegnen. Ich denke, jedes Land hat seinen Charme. In Spanien gibt es auch sehr schöne Orte und Regionen, wo man einfach ruhig unterwegs sein kann.

Martina: Wenn man wildcampt ist es ein guter Tipp, dass man nicht dahin fährt, wo der ganze Massentourismus stattfindet.

Habt ihr Tipps für andere Wildcamper wie man im Van sicher unterwegs ist?

Martina: Wir haben uns ein paar Dinge angeeignet unter anderem, dass wir immer so parken, dass wir gerade wegfahren können ohne das Auto wenden zu müssen. Zudem wissen wir immer wo der Autoschlüssel ist. Auch den Fahrersitz lassen wir immer frei. Nachdem wir einmal in Berlin waren und jemand versucht hat, in unser Auto einzubrechen, als wir geschlafen haben, haben wir uns eine mega starke Taschenlampe gekauft. Seither haben wir diese aber nie gebraucht. Wir haben in der langen Zeit, in der wir nun im Van leben eigentlich praktisch nie eine Situation erlebt, in der es gefährlich wurde.

Wie ist die Infrastruktur (bspw. Stellplätze, Strom etc.) für Camper in Zentralasien? Wie verhalten sich die Menschen euch gegenüber, wenn ihr im Bus umherreist?

Martina: In Zentralasien inklusive Russland gibt es sehr wenig bis keine Infrastruktur für Camper. Dafür gibt es ganz viel weites Land und keinen den es stört, wenn man irgendwo anhält und campt. Es hat so viel Platz, dass es überhaupt nicht nötig ist extra einen Campingplatz zu suchen. Die Russen sind generell eher zurückhalten und kommen nie von sich aus vorbei, um zu schauen, wer da campt. In der Mongolei und den anderen Ländern Zentralasiens, ist dies anders. Da spürt man die asiatisch und persisch beeinflusste Mentalität. Da wird es gastfreundlicher und herzlicher. Die Menschen sind neugieriger. Die Mongolei ist das am dünnsten besiedelte Land der Welt, aber es kommen garantiert immer, irgendwelche Nomaden auf ihren Pferden vorbei und schauen was man da so macht. Das ist schön. In Tadschikistan wurden wir überall eingeladen und auch als wir mal in einem engen Tal einen Platz fanden, durften wir im Garten einer Familie übernachten – inklusive Abendessen und Frühstück. Es ist schön zu sehen, wie sich die Menschen Zeit für Gäste zu nehmen. In diesen Ländern ist das Leben einfach noch viel weniger schnell als bei uns.

Ride2xplore sind am Freitag, den 25. Oktober 2019 um 17:30 Uhr am Caravan Salon in Bern im Gespräch mit MyCamper Kapitän Michele Matt. Dabei sprechen die Digital Nomads gemeinsam mit dem MyCamper-Vermieter Nicolas Hug zum Thema “Im und mit dem Camper Geld verdienen”. Sei bei diesem kostenlosen Event dabei und besuche uns auf der Familienbühne!

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